Das ERADICATING II-Team nahm an der 24. Jahreskonferenz der Europäischen Gesellschaft für Kriminologie (engl. Annual Conference of the European Society of Criminology) teil, die am 13. September an der Juristischen Fakultät der Universität Bukarest stattfand. Das Team nutzte die Gelegenheit, das Projekt in einem eigenen Panel auf der Konferenz der europäischen Kriminologiegemeinschaft vorzustellen. Auf der Podiumsdiskussion wurden sowohl die Ergebnisse des ersten ERADICATING-Projekts (Enhancing Prevention and Multi-Agency Cooperation Against Trafficking) als auch die vorläufigen Schlussfolgerungen der Bedarfs- und Risikobewertung vorgestellt, die im Rahmen von ERADICATING II (Enhancing pRevention And multI-agenCy cooperAtion against labour TraffickING) mit Staatsanwälten, Arbeitsinspektoren und praxisnahen Fachkräften in sechs Partnerländern durchgeführt wurde.
Die Präsentationen enthielten einen Überblick über das ERADICATING-Projekt und seinen Ansatz und erläuterten, wie ERADICATING II auf den Ergebnissen und Empfehlungen des ersten Projekts aufbaut. Das Team berichtete auch über die Erfahrungen aus dem Living Lab, einer Reihe von partizipativen Veranstaltungen zur gemeinsamen Entwicklung von Lösungen für gemeinsam ermittelte Probleme und Bedürfnisse sowie zur Erprobung, Validierung und Bewertung der für Praktiker entwickelten Instrumente.
In Bezug auf die Schlussfolgerungen aus der Bedarfs- und Risikobewertung, die in den letzten Monaten im Rahmen von ERADICATING II durchgeführt wurde, betonte das Team sowohl die gemeinsamen Bedürfnisse als auch die spezifischen Herausforderungen, mit denen sich die Partnerländer konfrontiert sehen. Ein ernstes Problem ist nach wie vor der ungleiche Zugang zu Opferschutzorganisationen, die sich etwa um eine Unterbringung und Rechtsbeistand kümmern. Andererseits sehen sich die Strafverfolgungsbehörden, Staatsanwälte und weitere Fachleute mit einem uneinheitlichen oder veralteten Rechtsrahmen für die Arbeitsausbeutung, einem Mangel an Fachwissen oder Ressourcen und langwierigen rechtlichen Verfahren konfrontiert. Die Untersuchung ergab auch, dass die mangelnde Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen die Koordinierung grenzüberschreitender Ermittlungen und Strafverfolgungen behindert.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Kommunikation zwischen vielen nationalen Behörden bereits fragmentiert oder ineffektiv ist. Darüber hinaus sind sich viele Opfer des Menschenhandels ihrer Situation noch immer nicht bewusst oder nicht zur Zusammenarbeit bereit, was es den Behörden erschwert, sie zu identifizieren. Wie die Erfahrungen einiger Länder zeigen, wird die Wahrnehmung von Arbeitsausbeutung unter den Opfern in hohem Maße durch Einkommensunterschiede, Lebensstandard oder gewaltsame Konflikte in ihren Heimatländern beeinflusst, was dazu führen kann, dass sie sich in den Aufnahmeländern nur ungern als Opfer zu erkennen geben, um eine Abschiebung zu vermeiden. Die vollständige Analyse und die Empfehlungen, die sich aus der Bedarfs- und Risikobewertung ergeben, werden demnächst in einem vergleichenden Bericht veröffentlicht.
Wenn Sie mehr über das ERADICATING II-Panel auf der Eurocrim 2024 erfahren möchten, können Sie das Buch mit den Abstracts der Eurocrim 2024 und die PowerPoint-Präsentationen, die auf der Konferenz vorgestellt wurden, lesen oder herunterladen:
- Buch der Abstracts (https://drive.google.com/file/d/1EA0jAkeuGA6KdPss7J6Zr8cjCcqtnKjr/view )
- ERADICATING Überblick & Ansatz: Warum ERADICATING II nach ERADICATING ?
- Living Lab: Ideen und innovative Lösungen zur Bekämpfung des Menschenhandels.
- THB-Trends in sechs Ländern: Lücken, Herausforderungen, bewährte Verfahren und Empfehlungen.
- Mit dem Rücken zum Abgrund: Rumäniens Kampf gegen den Menschenhandel im Kontext des Krieges in der Ukraine.